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Geschriebenes
Bewusstseinsspiele
Diese Welt/dieses Leben ist nur ein langer Traum, ein Gedankenspiel – oder wie Huang-Po sagte: „… gleicht einer Illusion“. Also sollte man sich die Merkmale eines Traums einmal genauer anschauen.
Ein Traum ist wie eine einzige „Bewusstseinsblase“. Es gibt nur diese Blase oder dieses eine Bewusstsein.
In keinem Traum gibt es einzelne Individuen (Traumfiguren), die je ein eigenes Bewusstsein haben oder haben könnten (obwohl es anders aussieht). So auch hier: es gibt nur ein Bewusstsein. Was du für ein individuelles Bewusstsein hältst, ist in Wahrheit diese eine „Bewusstseinsblase“. Du erscheinst in ihr nur als Traumfigur unter vielen Traumfiguren. Keine ist wahr, es ist alles nur ein einziges großes Gedankenspiel.
Die Hauptfigur in einem Traum, die als „Ich“ empfunden wird, ist ein andere Figur als die des Träumers. Im Leben magst du ein normaler Bürger sein, im Traum bist du vielleicht ein Krieger. Hier erscheinst du als das, was du jetzt glaubst zu sein, aber tatsäclich bist du ER oder das Selbst. Beide Charaktere sind völlig unterschiedlich zueinander.
Erst wenn du aufhörst zu träumen, kannst du den Traum als solchen erkennen (sofern du dich an ihn erinnerst). So ist es auch hier: Vergiss die Welt, vergiss dich und tauche tief in die Stille oder Leere dahinter ein. Diese Stille oder Leere ist wie leerer Raum. Doch der „Träumer“, das Selbst ist immer noch jenseits davon. Du kannst es erkennen, wenn du voll und ganz die Überzeugung gewinnst, dass alles nur ein Traum ist, der aus dieser Leere entsteht und in ihr wieder gänzlich verschwindet und du nicht diese Person bist, deren Rolle du gerade spielst. Doch dieses Vergessen und die Überzeugung müssen sehr tief gehen. Tiefer als wir normalerweise uns das zusammdenken wollen. Es braucht Zeit und immer wieder einen neuen „Anlauf“.
Nichts kann dich berühren, aber du berührst immer wieder dieses illusionäre Bild und so glaubst du dich in deinem Traum gefangen. Den Traum kannst du vielleicht nicht ändern, aber zu durchschauen, dass es nur ein gedanklicher Witz ist, das geht allemal.
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© Hermann R. Lehner • nisarga.de