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Geschriebenes
Denke ich oder werde ich gedenkt?
Nachts im Traum wirst du völlig willenlos durch den Traum getrieben. Du kannst nicht denken, es geschieht alles ohne deine Kontrolle. Hier ist das ebenso. Das Denken aber gaukelt dir vor, du hättest (wenigstens teilweise) Kontrolle. Du bildest dir ein, du würdest selbst denken.
Beobachte und stelle fest, dass die Gedanken kommen, ohne dich um Erlaubnis zu fragen. Du nimmst sie nur wahr und auch erst dann, wenn sie schon da sind. Wie viele der tausend Gedanken, die dich da täglich belästigen, würdest du denken wollen, wenn du tatsächlich die Wahl hättest?
Doch Gedanken bewegen die Welt. Wer könnte es sein (und gibt es überhaupt einen „jemand“), der die Welt l(d)enkt oder l(d)enken könnte? Wer kann sagen, was morgen geschieht?
Wo ist der „Denker“?
Wenn du akzeptierst, dass du im Grunde jegliches "Ich denke" vergessen kannst oder könntest (es wird trotzdem weiter gedacht, man kann es nicht abstellen), es also im Grunde wertlos ist, dann hast du dich und die Welt (im Wachzustand) vergessen, oder anders gesagt: das Ego ist weg. Gefühlt, erlebt usw. wird trotzdem, genau wie nachts.
Hab den Mut, wie ein Traumzombie zu leben – keinen Gedanken zu akzeptieren – und guck, was passiert.
Bald wirst du sagen, "Ja, wenn das alles ohne mein Zutun (mein Denken) genauso geschieht, was bleibt denn dann von mir?" Früher oder später landest du unwillkürlich in einer Art Leere oder einem Nichts ("Is’ ja gar nichts von mir da!"). Erst von dort aus, kann man dann auf IHN/ES bzw. auf das, was jenseits der Leere ist, hindeuten.
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© Hermann R. Lehner • nisarga.de