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Geschriebenes
Die ursprüngliche Illusion
„Die ursprüngliche Illusion“ wird im Veda „Moola-Maya“ genannt. Sie ist der Beginn des vermeintlichen, noch subtilen „Seins“ und ist doch nur oder schon Illusion. Dieser Zustand ist so subtil, dass der normale Mensch ihr Vorhandensein noch nicht einmal erahnen kann.
Auch erreichen relativ wenig Suchende tatsächlich diesen Zustand, da sie meist an oder in der Leere hängen bleiben. Das liegt u. a. daran, dass, wenn man das „sich selbst vergessen“ nicht vollständig erreicht oder verwirklicht hat, immer noch und zwangsläufig im Verstand verweilt und keine Chance hat, über den Verstand hinauszukommen. Verstandesstille tritt oft auf und man ist geneigt, diesen „wohltuenden“ Zustand der „Gedankenleere“ mit der „echten“ Leere zu verwechseln.
Erst mit Eintreten der Erkenntnis der „wahren Leere“ wird es früher oder später passieren – und nur dann, wenn man verstanden hat, dass ich etwas anderes sein muss als die Person oder die Leere, dass all das hier nur Illusion oder traumhaft ist –, dass dieser subtile Zustand der „Moola-Maya“ sich zeigt. Er ist ein äußerst ungewöhnlicher, bislang nicht gekannter Zustand reinen Seins, der nicht mit der Vorstellung von einem reinen Sein verwechselt werden sollte. Man wird ihn erkennen als etwas, das einem bislang völlig fremd war (und danach doch so natürlich, da er ja immer da war) , und es wird einem schlagartig klar, „Das bin ich!“ Er beinhaltet nichts von dem, was der Verstand kennt, was er verstehen oder erklären könnte.
Obwohl die „Moola-Maya“ – im Grunde nur der ursprüngliche Gedanke des Seins – immer noch Illusion ist, ist dieser Gedanke doch so mächtig, dass man an ihm nicht vorbeikommt, bevor man ihn am Ende auch noch durchschaut. Dieser Gedanke ist der Schöpfergedanke und so hat er einige weitere Namen bekommen: Atman, „Ich bin“, „subtiles Ego“, Gott, Sat-Chit-Ananda, um ein paar zu nennen. Er wird auch als Schöpfer der Welt bezeichnet.
Man kann diesen Zustand nicht verfehlen und es bestehen danach kein Zweifel mehr, wenn man ihn erreicht hat.
Saint Shri Samartha Ramdas spricht über das Leben von „einem Traum in einem Traum“. Die „Moola-Maya“ ist der „Träumer“ des zweiten Traums (des Lebens). ER/ES/DAS ist gewissermaßen der Träumer des ersten Traums (der „Moola-Maya“) – wobei hier letztlich kein Träumer im herkömmlichen Sinn mehr zu finden sein wird. Man könnte hier auch sagen: „Das Leben ist ein Traum ohne Träumer!“
Oft wird davon gesprochen, ins „Ich bin“ zu gehen und damit das „reine Sein“ zu erfahren. Doch wer diesen subtilen Zustand erreicht hat, redet kaum noch darüber. Was gibt es auch zu reden über etwas, das der Verstand ohnehin nicht mehr erfassen kann.
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© Hermann R. Lehner • nisarga.de