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Geschriebenes
Ende der Fahnenstange
Eine alte Beschreibung des absoluten, ewigen „Zustands“ – auch der zustandslose Zustand genannt – findet man in den Upanishads. Doch wer könnt‘s wirklich verstehen, wenn er diesen „Zustand“ nicht kennt?
„1. Der Âtman ist Gott. Wenn aber einer wähnt, der Leib usw., welcher nicht der Âtman ist, sei der Âtman, so heißt dieser Wahn die Bindung (bandha) des Âtman.
2. Das Zunichtewerden dieses Wahns ist die E r l ö s u n g (moksha).
3. Was jenen Wahn bewirkt, ist das N i c h t w i s s e n (avidyâ).
4. Das, wodurch der Wahn zunichte wird, ist das W i s s e n (vidyâ).
5. Wenn man mit den von Manas anfangenden vierzehn Organen, welche nach außen sich entfalten (pushkala) und dabei von Gottheiten wie Âditya usw. unterstützt werden, die groben Objekte, wie Töne usw. wahrnimmt, so heißt dies das W a ch e n (jâgaranam) des Âtman.
6. Wenn man, von den Eindrücken des Wachens befreit, mit nur vier Organen (Manas, Buddhi, Cittam, Ahañkâra] und ohne daß Töne usw. vorhanden sind, auf jenen Eindrücken beruhende Töne usw. vernimmt, so heißt dies das T r ä u m e n (svapnam, hier Neutrum!) des Âtman.
7. Wenn man, infolge des Ruhens aller vierzehn Organe und des Aufhörens des Bewußtseins der besonderen Objekte (ohne Bewußstsein ist), so heißt dies der T i e f s c h l a f (sushuptam) des Âtman.
8. Wenn, unter Wegfall der drei genannten Zustände, das dem Sein als Zuschauer gegenüberstehende Geistige nur noch selbst als eine von allem Sein befreite Unterschiedlosigkeit besteht, so heißt dieses Geistige das T u r î y a m (das Vierte).“
[Arva-Upanishat-Sâra – aus „Sechzig Upanishad’s des Veda“, Paul Deussen]
Über die „Moola-Maya“, die ursprüngliche Illusion kann man kaum noch etwas sagen, geschweige denn, sie exakt beschreiben. Um so spärlicher müssen die Worte über den letzten, dem höchsten „zustandslosen Zustand“ ausfallen. Selbst der Veda sagt nur „neti, neti“: nicht dies, nicht dies! Was immer man darüber sagen wollte, es wäre falsch und irreführend. Erst, wenn man die „Moola-Maya“ realisiert und danach durchschaut hat, geschieht es, dass die Tür zum Höchsten aufgehen kann. Niemand kann das für einen tun oder jemanden direkt durch diese letzte Tür hindurchbringen.
Natürlich wurde und wird immer wieder versucht, dem Aspiranten Hinweise zu geben, aber die Worte hierzu können nur ansatzweise verstanden und deren Bedeutung nur erahnt werden. Es gibt nichts Vergleichbares, was angemessen genug wäre.
Der beste Hinweis, den ich bislang erfahren konnte, stammt von Sri Siddharameshwar Maharaj. Und dennoch eröffnet sich seine wahre Bedeutung erst dann, wenn es geschieht, wenn man – plötzlich und ohne Vorahnung – über die „Moola-Maya“ hinaus gegangen ist.
„Wenn du sagst, dass da nichts ist, bleibst du bestehen. Schlussendlich kommt die Zeit in der der, der sagt, dass nichts existiert, ebenfalls zu existieren aufhört. Das ist deine ‚Selbstnatur‘ oder Swaroopa, das ist ‚absolutes Wissen‘, oder Vidnyana. … Es ist die ‚Wahrheit‘, es ist der einzige wahre Zustand der Realität, und kein erzeugter Zustand.“
[Sri Siddharameshwar Maharaj – aus „Amrut Laya“]
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