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Geschriebenes
Im Hamsterrad
Die Suche beginnt praktisch immer mit einem erreichen wollen eines persönlichen Ziels. Ob es der Wunsch nach dauerhaftem Glück, nach Vermeidung oder Verringerung von Leid ist, oder ob ein größerer persönlicher Erfolg gewünscht wird, das eigene vorgestellte Ziel ist die Basis. Es wird den Weg bestimmen. Auch das Erleben überraschender mystischer Erlebnisse kann ein Auslöser sein.
Als Folge wird der Suchende Wege gehen, die ihn diesem Ziel näherbringen. So hofft er wenigstens.
Es ist meist so, dass sich – aus ganz natürlichen, aber nicht durchschauten Gründen – anfänglich ein gewisser (Schein-)Erfolg einstellt, der aber bald wieder verblasst. Und so wird er von einer Idee, einer Technik oder einer Methode zur nächsten springen, bis er sich „die Hörner abgestoßen“ hat. Nach Jahren wird er erkennen, dass keine der verwendeten Methoden etc. ihm seinen Wunsch auf Dauer erfüllen kann.
Wenn die Suche weiter geht, gelangt er vielleicht in den Bereich der sogenannten Spiritualität, bei der „geistige“ Betrachtungsweisen im Vordergrund stehen. Doch auch hier werden keine dauerhaften Erfolge erzielbar sein. Und auch hier wird er sich erst einmal „die „Hörner abstoßen“ müssen, bevor er auch die Spiritualität hinter sich lassen wird.
Erst an diesem Punkt beginnt ein Wendepunkt der Suche. Die weltlichen und geistigen Versprechungen diversen „Wissenden“ können nicht mehr ernst genommen werden, und zum ersten Mal wird der Suchende die Worte wahrer „Meister“ wirklich hören und/oder anfangen, sie verstehen zu wollen. Die nämlich sagen nichts anderes, als dass das Ego, das „Ich“ verschwinden muss, bzw. die Idee, man wäre eine Person unter vielen Personen vernichtet werden muss. Und das ist etwas, was ja allen bisherigen „persönlichen“ Wünschen entgegensteht.
Es ist nicht leicht, das zu „schlucken“. Insbesondere deshalb, weil man sich nicht einmal ansatzweise vorstellen kann, dass es ohne „Ich“ auch läuft. Das Ego, oder der (vermeintlich) eigene Verstand ist ja unumstößlich der Meinung, dass nur er sein Leben mit seinem Denken im Griff hat oder haben kann. Er ist nicht in der Lage zu begreifen, dass es anders sein könnte.
„Wenn Sie es nicht tun, so glauben Sie, wird es nicht geschehen!“
[Des Meisters Worte, gerichtet an Eugen Herrigel aus Eugen Herrigel – „ZEN in der Kunst des Bogenschießens“]
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© Hermann R. Lehner • nisarga.de