
- nisarga.de
- Geschreibsel
- Geschreibsel anzeigen
Geschriebenes
Jenseits der Leere - November 2014
„Jemand klopft an der Tür und du sagst: „Komm‘ rein, da ist niemand.“ Doch du bist da, auch ohne etwas zu sagen.
Die Realität ist ebenso. Es wird keine Erfahrung benötigt. Aber wenn du auf Erfahrung aus bist, dann erschaffst
du die Triade (das Wahrgenommene, das Wahrnehmende und die Wahrnehmung als solche) erneut.
Doch [auch] wenn niemand da ist, bist du immer noch da, etwa nicht?“
[Sri Ranjit Maharaj – aus einem Interview]
Dieses Zitat von Sri Ranjit Maharaj weist ziemlich direkt auf das Geheimnis des „Erwachens in die Realität“ hin. Das, was du bist, deine wahre Natur („die höchste Realität“), ist immer. Die höchste Realität – ist immer unveränderlich, unantastbar, unsterblich. Sie wird auch als der zustandslose Zustand bezeichnet. Die Schwierigkeit ist, dass das, was hier denkt (der Verstand), diesen zustandlosen Zustand nicht fassen kann, er scheint für den Verstand einfach zu subtil, zu unscheinbar zu sein.
Man muss über den Verstand in die sogenannte Stille (oder Leere) und dann darüber hinaus kommen. Worte können das jedoch nicht ausreichend beschreiben oder erklären.
Eine Möglichkeit ist zu begreifen, dass man im Tiefschlaf – genau wie im Wachzustand auch – als diese höchste Realität anwesend ist, obwohl nichts wahrgenommen wird. Und das ist eben der „Trick“, den das oben erwähnte Zitat beschreibt. Du kennst den Tiefschlaf und erinnerst dich sofort daran. „Da ist nichts“ wirst du vielleicht sagen. Aber genau dieses „Wissen“ um „Nichts“ ist die Erinnerung an dich und deine wahre Natur. Doch der Verstand wertet das sofort ab und wirft dieses direkte „Wissen“ – und damit die Realität – regelrecht hinaus.
Dieser Zustand verändert sich auch im täglichen Leben nicht. Dein wahrer Zustand, deine wahre Natur, ist jetzt der gleiche wie im Tiefschlaf. Immer unveränderlich. Doch der Mensch schaut im Wachzustand immer nur nach „außen“ und hält diese illusorische Welt für echt oder wahr und vergisst das, was er im Wahrheit ist. Vielmehr, er erkennt es einfach nicht.
Ist es denn nicht offensichtlich, dass etwas, das wie jede andere Erscheinung (Erscheinung = scheint wie echt oder wahr da zu sein, ist es im Endeffekt aber nicht) plötzlich da und dann wieder verschwunden ist, nur unwirklich sein kann. Aus der Sicht der höchsten Realität ist diese Welt und dieses Leben nur eine Erscheinung, die kommt und geht und die ewige Realität niemals beeinflusst.
________________________________
© Hermann R. Lehner • nisarga.de