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Geschriebenes
Sonnengedanken
Ich brauche dir nur einmal ins Gesicht zu schauen, um – zumindest rein optisch – dein Gesicht besser zu kennen als du. Denn du hast dein Gesicht noch nie gesehen und wirst es nie sehen. Alles, was du sehen kannst, ist ein Abbild deines Gesichtes im Spiegel.
Genausowenig wirst du dein Selbst (deine wahre Natur) je sehen oder finden können. Und so, wie es dich nicht wirklich stört, dein Gesicht nicht selbst sehen zu können, stört es dich auch nicht wirklich, dich selbst (als das, was du wirklich bist) nicht sehen zu können.
Und genauso, wie du ein klares Bild oder ein eindeutiges Bewusstsein über dein Gesicht jenseits des Spiegels hast, hast du eigentlich auch ein klares Bild von dir selbst (als ER/ES). Doch du scheinst dich vergessen zu haben, obwohl du dich nie vergessen kannst.
Das Problem hier ist, das du das Bild im Spiegel (die Idee, eine sterbliche Person in (d)einem Traum zu sein und den Traum als solches) für wahr hältst und dich so scheinbar nicht erkennen kannst. Und suchst dich weiter verzweifelt im Spiegelbild. Das wird nicht klappen!
Vergiss den Traum, vergiss dieses Weltbild, vergiss das Erleben und Fühlen usw. und du bleibst bestehen – formlos, gedankenfrei, merkmallos, extremst subtil, unsterblich und unantastbar. Es ist nicht schwer, denn schließlich bist du auch im Tiefschlaf da, wenn du dich bitte daran erinnern möchtest. Wenn du jedoch versuchst, dich mit dem Verstand (Denken, Vorstellen) zu erkennen, wird dir das nicht gelingen, denn etwas ohne Merkmale ist nicht vorstellbar.
Anders ausgedrückt: Du kannst dich als DAS (ER/ES) erkennen, doch du wirst niemals etwas von dir erkennen. Erkennen kann man nur begrenzte Formen, doch du bist form- und grenzenlos. Auf ewig!
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© Hermann R. Lehner • nisarga.de