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Geschriebenes
Zick-Zack
Wenn wir verstehen, wie im letzten Schreiben bereits erklärt, dass wir nur über – letztlich immer noch – falsche Aussagen uns in Richtung des „Erwachens in die höchste Realität“ bewegen können, so wird klar, warum ein unbedingtes Vertrauen in die Worte eines wahren Meister entwickelt werden muss, oder ein volles Vertrauen in solche Worte entstehen muss. Alles, was er sagt, ist letztlich ebenso falsch, wie alles andere, was wir sagen können. Dennoch sind seine Worte die richtigen Hindeutungen auf die unaussprechliche Wahrheit. Man nimmt sie an und versteht, dass sie dennoch nur Hindeutungen auf das Absolute sein können.
Hier sollte man auch verstehen, dass der Meister dir immer nur die Worte geben kann, die zu deinem Entwicklungsstand passen. Morgen wird er dir vielleicht ganz andere Worte sagen, Worte, die denen von gestern vielleicht gänzlich widersprechen. Es ist, als ob man einen Berg besteigt, um zum Gipfel zu kommen. Man geht nie gradlinig in Richtung Gipfel, sondern immer im Zick-Zack in eine andere Richtung (nach links, nach rechts). Doch wenn ein Führer dir zu jedem Augenblick den richtigen Schwenk in die andere Richtung zeigt und du dem folgst, erreichst du am Ende den Gipfel.
Wenn du dieses Vertrauen noch nicht erreicht hast, rennst du jedes Mal, wenn du glaubst, „der redet ja Unsinn, das passt nicht zusammen etc.“ etc. zum nächsten, von dem du dann erst einmal überzeugt bist, dass du von jenem eine „genehmere“ Antwort erhalten wirst. Du verkennst dabei, dass der neue Führer an einem anderen, vielleicht sogar sehr ähnlichen Weg steht. Seine Anweisung, jetzt nach rechts zu gehen, mag daher möglicherweise für dich völlig falsch sein, da du dich auf einem Weg befindest, der ein „gehe nach links“ nötig gemacht hätte. Aber das wolltest du nicht akzeptieren. Und so können Wege verdammt lang werden.
Der Verstand hat immer die Tendenz zu wählen, was er für richtig hält. Doch seine Wahl basiert auf unausgesprochenen Grundannahmen. Nämlich, dass die Welt existiert, dass du eine Person bist, die anderen ebenfalls Personen (eigenständig denkende und handelnde Wesen) sind usw. Und so kann er nie eine Wahl treffen, die ihn über die Welt hinausbringen wird. Er muss „lernen“, dass die Worte des Meisters mehr Wahrheit beinhalten, als er sich überhaupt vorstellen kann. Sonst wird er nicht folgen und seinen selbst erschaffenen Schein-Wahrheiten weiter folgen.
„Du musst Vertrauen in den Meister haben. Was er sagt, ist korrekt.
Er sagt, ‚Du bist nicht der Körper‘, also bist du nicht der Körper.“
[Sri Ranjit Maharaj – aus Illusion vs. Reality“]
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© Hermann R. Lehner • nisarga.de